Das Schillerhaus und das Herrenhaus auf Gut Kahnsdorf um 1950

Wie Kahnsdorf einen Auftritt auf dem literarischen Weltparkett bekam

Das Schillerhaus wurde vermutlich 1686 gebaut. Friedrich Schiller war freilich nie der Hausherr des ca. 300 m2 großen Gebäudes. Vielmehr traf er hier am 1. Juli 1785 auf seinen späteren besten Freund und Förderer Christian Gottfried Körner. Sie folgten beide einer Einladung des Gutsbesitzers und Gelehrten Johann Christian Ernesti, einem Professor für Theologie an der Leipziger Universität.

Das Treffen in Kahnsdorf läutete in Schillers Leben eine Wende zum Guten ein und soll ihm zum Schreiben der "Ode an die Freude" bewogen haben. Noch heute erinnerte eine Gedenktafel an die Begebenheit.

Den beiden Häusern selbst war nicht immer ein so wohlwollendes Schicksal wie Schiller gegönnt. Die letzte Gutsbesitzerin Elisabeth Forker-Schubauer wurde mit der Besatzung durch die Sowjetunion enteignet und vertrieben. Während die Häuser nach dem Krieg als Zeichen des Feudalismus sogar gesprengt werden sollten, beschloss die SED-Kreis bzw. dessen Bauamt zumindest die teilweise Zerstörung, wie den Abriss des Turmes des Schillerhauses sowie das Versetzen sämtlicher Fenster. Dadurch wurde auch das Fachwerk massiv geschädigt. Während der DDR Zeit diente es schließlich als Schule und Gemeindeamt. Der Wallgraben, der sich um das Gut streckte, wurde 1967 verfüllt, der Gutsteich trocknete aus.

Im Jahre 2009 kaufte die Leipziger Firma Mittelseen die leicht baufälligen Häuser und sanierte sie behutsam und unter den Augen des Denkmalschutzes. Unerwartet viele Farbschichten vergangener Jahrhunderte, alte Dielen und die Treppe kamen langsam zum Vorschein. Heute erstrahlen beide Häuser wieder in alter Pracht.