Eine Gruppe Menschen versammelt vor einem jungen Wald, in der Mitte schaut ein Mann auf einen Zettel

Interviews

Holger Tschense

Ehemaliger Bürgermeister der Stadt Leipzig und Vorsitzender der Kommission zur "EXPO2000 Landschaftswandel Cospuden"

Was war Ihre erste Begegnung mit dem Tagebau Cospuden?

Ende der 70er und Anfang der 80er bin ich mit meinem Bruder dort öfter Fahrrad gefahren…durch eine idyllische Auen-Landschaft, später an wegen dem drohenden Tagebau verlassenen Kleingärten vorbei. Im meiner EOS-Klasse an der Thomasschule (heute Thomas-Gymnasium) gingen 3 Mitschüler aus Eythra mit denen ich 1982 das Abitur ablegte und die kurz zuvor nach Leipzig Grünau zwangsumgesiedelt wurden. Viel seltener, aber ab und zu am Wochenende bin ich als Student an der TH mit dem Fahrrad am Rand des Tagebaues entlanggefahren und habe mich 1989/91, dann schon als Mitbegründer der SDP/SPD in Leipzig auch an Demos „Stoppt Cospuden“ beteiligt.

Die Renaturierung, Flutung und Neugestaltung der Region Cospudener See mit dem ehrgeizigen Ziel der Eröffnung am 1.6.2000 im Rahmen des dezentralen EXPO-Projektes war für mich als jungen Bürgermeister, EXPO-Beauftragten und Gesamtprojektleiter eine großartige Erfahrung. Viele über die maßen engagierte, unbürokratische und kreative Menschen habe ich über die Zeit damals kennen gelernt. Ohne Leute wie Rudi Lehmann (LMBV) oder Kajo Schommer (damals sächsischer Wirtschaftsminister) um nur zwei besonders herauszunehmen, wäre die pünktliche Eröffnung dieses 220 Mio. DM-Projektes nicht möglich gewesen. Ich bin leider überzeugt, dass ein solches Projekt heute wegen überbordender Bürokratie, politischem Streit und mangels entsprechender Risikobereitschaft nicht umsetzbar wäre.

 

Was war ein besonderes, beeindruckendes Erlebnis mit oder am Cospudener See?

Die Einigung vor allem mit dem Markkleeberger Obm, Dr. Bernd Klose über die vollständige Asphaltierung des Rundweges für Radfahrer, Skater und die Rettung. Ein gemeinsames Überzeugungswerk von mir und Obm Herbert Ehme aus Zwenkau.

 

Was wünschen Sie dem Cossi für die Zukunft?

Die Verbindung zum Zwenkauer See muß endlich sicher gebaut werden, dann verteilen sich die Besuchermassen im Sommer besser. Wichtig ist auch, dass man endlich – 25 Jahre nach der Eröffnung – eine vernünftige Zufahrtsregelung für die Gastronomie am Nordstrand findet und dass der kleine 9Loch-Golfplatz am Oststrand bleibt und nicht dem Bau von überteuerten Villen geopfert wird.

 

Detlef Mai

Begründer von RUNDUM LEIPZIG - Mai-RegioTour

Zwei Männer Arm in Arm auf einem Boot.

Wir trafen heute Karl Detlef Mai, Begründer von RUNDUM LEIPZIG - Mai-RegioTour. Seit 1998 gestaltete er bereits die Phönix-Touren durch die Tagebaugebiete und sah durch den Wandel der Landschaft “Vom Bergbau zur Seenplatte” neue Chancen für Freizeit, Naherholung und Tourismus.


Was war die erste Begegnung mit dem Tagebau Cospuden?

Nach der Eröffnung der Fotoausstellung mit Bergbaumotiven von Christian Gutsche unter dem Titel “Kunstlandschaften” im Störmthaler GalerieCafé folgten ebenfalls mit Unterstützung von Karin Franke, Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit der LMBV mbH, die erste Befahrung mit PKW und weitere Bustouren seit Juni 1998 durch die Sanierungstagebaue mit Stippvisiten im aktiven MIBRAG-Tagebau. Bauzäune öffneten sich, nähere Einblicke wurden möglich und große Pläne geschmiedet. Ich beobachtete jedesmal den Flutungsstand des Cospudener Sees, war eingeladen zu einer sehr eindrucksvollen Abendveranstaltung am Nordstrand und verfolgte die Bauarbeiten am Hafen. Am Tag der offenen Tür wurden am Hafen die Planungen durch die Betreiber vorgestellt. Der Geschäftsführer Christian Conrad suchte bereits einen “Kapitän” für künftige Schiffsrunden auf dem Cospudener See. Dabei war gerade Glühweinzeit und das ganze Projekt eine große Baustelle.

Wenige Monate später ankerte die künftige MS Cospuden. Die Eröffnung am 1. Juni 2000 waren nicht nur EXPO-Start, die Freigabe des Sees für die Bevölkerung, die Jungfernfahrt der MS Cospuden, sondern auch Internationaler Kindertag. Ein quirliges Treiben am Hafen, ein immer wieder vollbesetztes Schiff, während am Strand vom Länderchef der LMBV, Rudolf Lehmann, Leipzigs Umweltbürgermeister Holger Tschense, dem Zwenkauer Bürgermeister Herbert Ehme und Markkleebergs Oberbürgermeister Dr. Bernd Klose, das Band zerschnitten wurde. Badefreuden, Partystimmung und die Geburtsstunde für “Leipzigs neue Badewanne”, wie ich den See auf den tausenden Phönix-Touren bewarb.

 

Was war das schönste und beeindruckendste Erlebnis mit dem Cospudener See?

Die Aufbruchstimmung hatte alle Leute erfasst, auch ich spürte, wie eine neue Lebensqualität in unserer Heimat Fuß fasste. Es gab eine Sauna im See! Restaurants und Cafés mit Seeblick und Freisitzen, in Markkleeberg eine Hafenmeisterin, Surf- und Tauchstation, Boots- und Rikscha-Ausleihe. Großartig war es, eine Kajüte am See für das Büro von “Cospuden-Seetours” nutzen zu können. Logistik, Kontakte, Gespräche und Abfahrten der Busse ab dem Hafen Zöbigker. Der Firmensitz war im Rittergut des EXPO-Dorfes Dreiskau-Muckern, unserem Besucherzentrum mit Ausstellungen, Tourist-Information, Bistro und Laden, Landschaftsmodellen, Sachzeugen und Videoprojektionen.

Ich brauchte den Inhaber der Sächsischen Kleinbahn “Schlendrian” nicht lange überreden, mehrere Runden am Wochenende um den Cossi zu drehen, den Gästen aus Nah und Fern die ganze Geschichte zu erzählen und sie einzuladen, das Wachsen und Werden des Leipziger Neuseenlandes mit eigenen Augen zu erleben. Die Phönix-Touren wurden kombiniert mit Schiffsrunden, Kremser-, Kleinbahn- oder Kohlebahnfahrten.
Schulen, Reisebüros und Senioreneinrichtungen wollten es wissen, Klassen-, Semester- und Familientreffen nutzten unsere Angebote ebenso.
Viele Journalisten, auch eingeladen von Andreas Schmidt von der Leipzig Tourismus Marketing GmbH, Vertreter von Vereinen und Betrieben, Interessenten für Kongress- oder Messeprogramme, nahmen an den Bus-Erlebnistouren teil und waren wichtige Multiplikatoren oder buchten sofort.

 

Was wünschen Sie sich für den Cossi in der Zukunft?

Möge der See durch die Stadtnähe weiterhin das beliebte und vielseitige Ausflugsziel bleiben.
Den Gedanken an die Schleusung zum Zwenkauer See - nicht nur für die beiden Fahrgastschiffe - sollte man keinesfalls aufgeben.
Guten Ideen und neuen Initiativen ist mit mehr Aufgeschlossenheit und Unterstützung zu begegnen, um diese Perle zu pflegen und behutsam weiterzuentwickeln.
Reiseveranstalter meiden den See aufgrund der bestehenden Halte- und Parkbedingungen und das auch an Tagen, an denen die Betriebe für neue Gäste dankbar wären.

Ich schlage deshalb vor, dass der große Platz am Hafen, der mit Fördermitteln gestaltet wurde, endlich wirklich ein Treffpunkt für Gäste und Touristen wird. Für die Veranstaltungen im Jahr ist der Platz lediglich wenige Tage nicht nutzbar, weil es Töpfer- und Handwerkermarkt, Hafen- oder Volksfeste gibt, aber an den restlichen rund 350 Tagen könnte er durch einige Linienbushalte des ÖPNV für mobilitätseingeschränkte Personen hilfreich sein, nahe an den Hafen zu kommen. Für Reisebusse wäre es eine zentrale Haltestelle mit einigen Bus-Parkplätzen.

Markkleeberg, 17.01.2025

Prof. Dr. Andreas Berkner

Regionaler Planungsverband Leipzig-Westsachsen

Historisches Luftbild eines teilgefluteten Tagebaulochs
Luftbild des in Flutung befindlichen Cospudener Sees vom Juni 1996, (c) Andreas Berkner

Prof. Dr. Andreas Berkner war bis 31. März 2025 der Leiter der Regionalen Planungsstelle.


Was war Ihre erste Begegnung mit dem Tagebau Cospuden? 

Ich war in den 1980er Jahren als junger Assistent an der Sektion für Geographie an der Martin-Luther-Universität Halle tätig. Dabei stand die Befassung mit der Thematik „Braunkohlenbergbau und territoriale Folgewirkungen“ im Mittelpunkt meiner wissenschaftlichen Tätigkeit, die ich 1987 zur Promotion führen konnte. 1986 habe ich alle Fließgewässer zwischen Altenburg und Leipzig kartiert, was angesichts der damaligen Umweltsituation eine echte Herausforderung war. Dabei kam auch der Tagebaubereich Cospuden angesichts seiner tiefgreifenden Eingriffe in den Südlichen Leipziger Auenwald in den Fokus. Nach den DDR-Abbauplanungen war vorgesehen, den Tagebau bis zum Wildpark Connewitz fortzuführen.

Im, Februar 1992 übernahm ich als Referatsleiter Braunkohlenplanung die fachliche Verantwortung für die Schaffung der planerischen Grundlagen für die Wiedernutzbarmachung auch in Cospuden. Der Regionale Planungsverband, für den ich von Anfang an tätig bin, gründete sich im November 1992. Damals bestand die Herausforderung darin, einen geordneten Auslaufbetrieb zu gewährleisten – man kann einen Tagebau nicht einfach von heute auf morgen anhalten. Im Zusammenwirken von Verband, Kommunen, Sanierungsträger und Wissenschaft gelang es uns, über den Sanierungsrahmenplan maßgebliche Weichenstellungen zur die Zukunft vorzunehmen. Mit der Einweihung des Cospudener Sees am 06.06.2000 gelang es uns, den ersten größeren Tagebausee nach der Wende im Raum Leipzig für die Öffentlichkeit freizugeben, wozu auch die Einordnung als Korrespondenzstandort der EXPO 2000 beitrug.


Was war ein besonderes, beeindruckendes Erlebnis mit oder am Cospudener See?

Eine Schlüsselposition hatte die Bewältigung der Wasserthematik inne. Ich kann mich gut an eine Informationsfahrt kurz vor Weihnachten 1993 erinnern, als man vom Zöbigker Winkel aus, selbstverständlich mit Einfahrtgenehmigung, noch bis zur Sohle der bereits stillgelegten Grube fahren konnte. Heute liegt dort der Seeboden bei einer Wassertiefe von bis zu 54 Metern. Die Dimensionen der Abbauhohlformen konnte man vom Liegenden aus am besten erfassen. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, wo wir das Flutungswasser in der benötigten Menge und Qualität hernehmen sollten. Immerhin hat der Cospudener See ein Volumen von rund 110 Millionen Kubikmetern, was dem der Rappbodetalsperre im Harz entspricht.

In intensiver Zusammenarbeit gelang es uns, ein Flutungskonzept zu entwickeln, das die Sümpfungswässer aus den aktiven Tagebauen Profen und Vereinigtes Schleenhain über ein Rohrleitungssystem für die stillgelegten Sanierungstagebaue bereitstellt. Der entsprechende Wasserliefervertrag zwischen MIBRAG und LMBV wurde auf der Fachmesse TERRATEC am 05.03.1997 unterzeichnet. Alle Schlüsselbeteiligten erhielten damals eine Dauereintrittskarte für das „Baden in den Südseen von Leipzig“, die ich heute noch besitze. Ohne die Schlüsselentscheidung zur Flutung wäre es uns nicht gelungen, die wasserwirtschaftlichen Herausforderungen im Südraum Leipzig zu bewältigen. Im Herbst 2018 haben wir die Flutungswasserleitung, über die rund 500 Millionen Kubikmeter Wasser bereitgestellt werden konnten, symbolisch „zugedreht“, nachdem diese ihre Mission erfüllt hatte.


Was wünschen Sie dem Cossi für die Zukunft?

Die Herstellung einer schiffbaren Verbindung zwischen dem Leipziger Stadthafen über die Pleiße und den Floßgraben zum Cospudener See und weiter über den Harthkanal zum Zwenkauer See bildet seit fast 25 Jahren ein wassertouristisches Schlüsselprojekt für unsere Region. Mit der Einweihung der Schleuse Cospuden 2006 und der am Connewitzer Wehr zum „Tag Blau“ 2011 konnten dabei erste Zeichen für die Herstellung des Kurses 1 gesetzt werden. Bis 2015 waren wir zum Harthkanal mit einer Bündelung von Überschusswasserableitung, Hochwasserentlastung und Wassertourismus noch optimistisch, auch den letzten noch fehlenden Baustein bis zum Zwenkauer Hafen in absehbarer Zeit zu schaffen.

Leider hatten die Ereignisanalyse zum „schlimmsten anzunehmenden Fall“ nach dem Hochwasser vom Juni 2013 und die komplizierte Baugrundsituation im Kippenmassiv gravierende Auswirkungen auf die Kostenprognosen, was im März 2023 zur Beendigung des Schnittstellenprojektes zwischen Grundsanierung und Erhöhung des Folgenutzungsstandards führte. Dennoch hält die Region daran fest, diese Verbindung unter nunmehr grundlegend veränderten Rahmenbedingungen mittelfristig zu schaffen. Derzeit läuft dazu eine Machbarkeitsstudie, deren Ergebnisse bis zum Jahresende 2025 vorliegen sollen. Die Vision einer schiffbaren Verbindung zwischen beiden Tagebauseen könnte auch Cospuden auf dem Weg zum „halben Jahrhundert“ neue Entwicklungsimpulse verleihen, was ich mir sehr wünsche.
 

Dr. Rolf Müller-Syring

Ehemaliger Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft SL Südraum Leipzig GmbH und der Wirtschaftsförderung Leipziger Land

Was war die erste Begegnung mit dem Tagebau Cospuden?

Ich möchte die Antwort in drei Teile gliedern. 

Erstens, den „Tagebau“ Cospuden erlebte ich in den 80er Jahren eher aus der Distanz bei Ausflügen in der Markkleeberger Gegend. Es war Betriebsgelände und „Betreten verboten“, doch erhaschten wir einige Einsichten auf eine „Mondlandschaft“ vor den Toren der Stadt Leipzig.

Die zweite Begegnung mit dem Tagebau Cospuden war schon  von ganz anderer Art. Im Zuge der Wende in der DRR und der Vereinigung der beiden deutschen Staaten, wurde 1990 die Braunkohlenförderung im Tagebau Cospuden eingestellt und die Sanierungsmaßnahmen setzten ein. 1995 begann die Flutung des Tagebaus Cospuden mit Oberflächenwasser, das von anderen Tagebauen abgepumpt und nach Cospuden über eine Ringwasserleitung gelangte – wie es später bei vielen anderen Seen im entstehenden Leipziger Neuseenland geschehen sollte.
Am Tag des Flutungsbeginns herrschte trübes Wetter, die Landschaft gab noch ein graues und tristes Bild ab. So richtige Zuversicht wollte sich da bei mir noch nicht einstellen, bis eine Anwohnerin, die neben mir stand, sich strahlend an mich wandte und begeistert ausrief: „Das wird  einmal ein wunderschöner See werden!“ Ich stutzte, schaute in die geschundene Landschaft und dann in die leuchtenden Augen der Frau und sagte mir, ja, wahrscheinlich hat sie Recht. Sie sollte ganz und gar Recht behalten.

Die dritte Begegnung fand nicht mit dem Tagebau oder See Cospuden statt, sondern mit Christian Conrad, der sich um die Betreibung des entstehenden Cospudener Sees beworben hatte, die die Stadt Markkleeberg ausgeschrieben hatte.
Ich war damals Geschäftsführer der SL Südraum Leipzig GmbH, eine regionale Entwicklungsgesellschaft, die den Wandel von einer Bergbau-, Energie- und Chemieregion zu einer Tourismus- und Freizeitregion unterstützen sollte.
Das Treffen mit Christian Conrad war von besonderer Art. Ich nehme an, es war 1999, als er mich in seiner damaligen kleinen Wohnung in Markkleeberg empfing. Er war körperlich in schlechter Verfassung, da er sich kurz zuvor bei einer Bootsfahrt den Arm gebrochen hatte. Doch als ich ihm nach seinen Plänen für den Cospudener See befragte, leuchteten seinen Augen - und gestikulierend mit seinem gesunden Arm – erläuterte er mir, dass dieser gerade entstehende See ein Juwel werden müsse und er daher mit Partnern, Investoren und Interessierten im Gespräch sei und er die folgenden Vorstellungen und Pläne habe. Er sprach mehr als eine Stunde ohne Unterbrechung und nach deiner anschließenden Aussprache gelangte ich zu der Überzeugung: das ist der Richtige für diesen mehr als schwierigen Job.
So argumentierte ich auch gegenüber dem damaligen Oberbürgermeister Markkleebergs, Dr. Bernd Klose. „Ja, er ist sehr jung, ein Student noch, aber er brennt für diese Aufgabe und er hat wunderbare Ideen. Bitte berücksichtigen Sie wohlwollend seine Bewerbung.“ Dr. Klose nahm meine Worte kommentarlos zur Kenntnis. 
Kurze Zeit später wurde bekannt, dass der Stadtrat Markkleebergs die Betreiberschaft des Cospudener Sees der Firma Pier 1 von Christian Conrad übertragen hatte. Dr. Klose erklärte mir: „Ihre Empfehlung haben wir durchaus berücksichtigt, allerdings – es folgte eine von Kloses berühmtem Kunstpausen – es hatte sich nur ein Bewerber gemeldet.“ Man merke: so groß waren damals die Begeisterung und Risikobereitschaft nicht, wenn es darum ging, konkrete Verantwortung für die Entwicklung eines der entstehenden See zu übernehmen.

 

Was war ein besonderes, beeindruckendes Erlebnis mit oder am Cospudener See? 

Es gab nicht unbedingt ein einziges, alles überstrahlendes Erlebnis, was hier zu nennen wäre. Bedingt durch meine beruflichen Aufgaben bei der Wirtschaftsförderung des Landkreises Leipzig und später bei der Geiger Edelmetalle AG habe ich in den 25 zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Besuchern – und zwar aus aller Welt – zum Cospudener See gebracht, natürlich auch Freunde und Verwandte. Ich habe sie nicht gezählt, doch es waren bestimmt einige tausend Leute. Alle, ohne Ausnahme waren zutiefst beeindruckt von dem „mediterranen Flair“, von dem quirligen Betrieb am Hafen, von der Vielfalt und Qualität der Angebote, von dem „wunderschönen See“ (immer wurde ich an die prophetischen Worte der Besucherin am Flutungstag erinnert), von der Oase der Erholung, des Entspannens und des Genusses vor den Toren Leipzigs. Viele konnten gar nicht fassen, dass es diesen See nicht schon immer gegeben hatte, dass vor gar nicht allzu langer Zeit, hier ein Braunkohlentagebau war und statt dem kristallklaren Wasser sich eine Art Mondlandschaft erstreckte.
Für mich waren diese ehrliche Überraschung, ja Verblüffung über die Entwicklung und das attraktive Erscheinungsbild des Cospudener Sees, die rasch in Bewunderung, Lob und Anerkennung umschlugen – immer wieder ein beglückendes und ermutigendes Erlebnis.

 

Was wünschen Sie dem Cossi für die Zukunft?

Ja, was wünscht man einem Silber-Jubilar zu dem festlichen Ereignis?
Es möge ihm gut gehen (hohe Besucherzahlen sollen denjenigen, die am See investiert haben, auskömmliche Erträge bescheren), gesund soll er bleiben (gute Wasserqualität), er möge sich weiterentwickeln – mit der einen oder anderen zusätzlichen Attraktion und einem besseren Zugang.
Für sehr wichtig halte ich, dass allen, die mit dem Cospudener See etwas zu tun haben, immer bewusst ist, was für einen Schatz wir alle, die gesamte Region, mit diesem wunderschönen See haben. Das gilt für Besucher, für Ämter und Behörden, für Verbände und Vereine jeglicher Couleur gleichermaßen. Es war nicht selbstverständlich, dass der Cospudener See entstand und gleich gar nicht, dass er diese rasche und prächtige Entwicklung nahm. Auch für die Sicherung seiner Zukunft bedarf der See des konstruktiven Zusammenwirkens aller maßgeblichen Akteure. Und die „Macher“, die vor Ort die Arbeit und das Risiko schultern, bedürfen der Unterstützung seitens der Öffentlichkeit und von Politik und Verwaltung. 
Wenn das gelingt, wird der Cossi auch in Zukunft eine gute Entwicklung nehmen, weiterhin die erste Geige im Konzert der Seen des Leipziger Neuseenlandes spielen und vielen Menschen Freude, Erholung, Entspannung und eine unbeschwerte, glückliche Freizeit bringen.

Leipzig, 30. März 2025
 

Dr. Doris Mallast

Mitarbeiterin des Regierungspräsidiums Leipzigs

Was war Ihre erste Begegnung mit dem Tagebau Cospuden? 

Ich wohne seit 1985 in Markkleeberg in etwa 1 km Entfernung vom damaligen Tagebau Cospuden entfernt. Die Geräusche, das Quietschen, der Staub aber auch die Faszination eines Tagebaus waren mein ständiger Begleiter. Oft führte uns Spaziergänge zur Tagebaukante. Immer wieder sah er verändert aus, immer wieder staunte ich über die Großgeräte, obwohl mir alles nicht gänzlich fremd war. Denn ich verbrachte meine Kindheit und Jugend in der Niederlausitz. Hier wurde auch Braunkohle abgebaut. Dennoch hier nahm ich die Landschaftsveränderung bewusster und viel intensiver wahr. Ich war eben 20 Jahre älter.

 

Was war ein besonderes, beeindruckendes Erlebnis mit oder am Cospudener See?

Das eine Erlebnis gibt es nicht. Es ist die Summe der Veränderung, der Gestaltung, des Werdens. Es war der erste See nach der Wende, der eine Nachnutzung für den Tourismus und die Naherholung erleben durfte. Wenige Leute, wussten wie es geht. Von Erfahrung ganz zu schweigen. Nun war ich auch schon beruflich mit derartigen Themen befasst. Aber die Gestaltung eins Tagebaurestloches und seines Umfeldes im Sinne einer unverwechselbaren, wirtschaftlichen, nachhaltigen, finanzierbaren Nachnutzung, das war für mich und den meisten Akteuren ein neues Terrain. Wir alle sind an den Themen gewachsen. Das ist besonders.

Und beeindruckt hat mich dennoch, als ein junger beruflich noch unverbrauchter junger Mann ausgestattet mit Mut, Tatendrang, ein wenig Geld aber viele Ideen in meinem Büro im Regierungspräsidium Leipzig erschien, mir von seinen Plänen am Cossi glühend erzählte und um Unterstützung bat. Er war bald omnipräsent in den verschiedensten Gremien der Stadt, der Region und Sachsens, war ein gefragter Gast bei Gesprächsrunden und manchmal auch unbequem.  Das war gut so.

Und noch eine kleine Randepisode:
Am Cossi wurde das erste Nordic Walking Wegenetz beschildert – auch eine Idee von Chris Conrad. Es sollten Fitnesstrainer bereitstehen für die noch junge hierzulande noch belächelte sportliche Betätigung. Mein Sohn, damals noch Student nahm die Gelegenheit wahr und wollte etwas Geld verdienen durch Bewegung an der Luft. Er ließ sich ausbilden. Auch das organisierte Pier 1. Damit überhaupt eine Gruppe zustande kam, erklärte ich mich bereit Stockente zu werden – ich bin noch heute eine und belächelt werden wir nicht mehr – nur noch angelächelt.

 

Was wünschen Sie dem Cossi für die Zukunft?

Ich wünsche ihm umfangreichere Nutzungsmöglichkeiten auf dem Wasser, Vielfalt bei verknüpften Angeboten von Rad, Bus, Boot usw., tatsächliche Durchfahrten zu den Leipziger Stadtgewässern mit motorisierten Booten, die Verbindung zum Zwenkauer See, breitere Wege, Sanitäranlagen rund um den See und ansonsten immer eine gute Wasserqualität und Sicherheit.

Karin Franke

Ehemalige Mitarbeiterin Öffentlichkeitsarbeit bei der MIBRAG und für die LMBV

Frau vor dem Schiffsanleger Bistumshöhe.
Karin Franke

Was war Ihre erste Begegnung mit dem Tagebau Cospuden? 

Eine ersten direkten Begegnungen mit dem Tagebau Cospuden hatte ich Ende der 1980er Jahre, als noch aktiv im Tagebau gearbeitet wurde. Doch die Gegensätze zwischen Bergleuten und Bürgerinitiative „Stop Cospuden“ spitzten sich immer mehr zu. Ich erinnere mich noch sehr gut an jenen Abend, als wir, die Bergleute, mit einer Menschenkette für den Weiterbetrieb und damit den Erhalt ihrer Arbeitsplätze kämpften. Uns gegenüber standen die Teilnehmer der Bürgerinitiative. Von einigen wurden wir mit ihren Fackeln angegriffen, die Flammen wurden z. T. dicht an unsere Jacken gehalten. Zum ist Glück ist nichts passiert und wenig später kam auch der Beschluss zur Stilllegung des Tagebaus (1990). Das war der Beginn des Strukturwandels für den gesamten mitteldeutschen Braunkohlenbergbau. Aber es war gleichzeitig eine große Chance für uns zu zeigen, wozu Bergleute im Stande sind. Heute sehen und genießen viele die Ergebnisse an unseren Bergbaufolgeseen.

 

Was war ein besonderes, beeindruckendes Erlebnis mit oder am Cospudener See?

Es gab für mich so viele beeindruckende Momente zwischen der Sanierung und heutigen Nutzung des Cospudener Sees. Prägend für mich persönlich war der 28. März 1998, dem Tag des Flutungsbeginns mit Wasser aus den aktiven MIBRAG-Tagebau Profen. Der Wandel vom Bergbau zur Seenlandschaft wurde damit für die breite Öffentlichkeit sichtbar. Und dann natürlich der 1. Juni 2000, als der Bergbaufolgesee Cospuden für die öffentliche Nutzung freigegeben wurde. Tausende Besucher warteten darauf, dass das Band zum Zugang des Cosi am Nordstrand durchschnitten wurde. Das hatte schon Gänsehautfeeling.
Der Cospudener See war sozusagen das „Meisterstück“ der Bergbausanierung. Und wenn ich heute durch das Leipziger Neuseenland radle, genieße ich die Ergebnisse meiner Arbeit, das erfüllt mich immer noch mit Stolz.
 

 

Was wünschen Sie dem Cossi für die Zukunft?

Ich wünsche dem Cosi, dass die Verbindung mit dem Zwenkauer See möglichst bald gebaut wird und auch so, dass sie mit Booten genutzt werden kann. Und natürlich viele, viele Gäste.